DIE KRANKHEIT DER TAUSEND BLASEN

Sie schmerzt, juckt und verunstaltet mit lästigen Bläschen unseren Körper – die sogenannte Gürtelrose. Was steckt hinter diesem unangenehmen Krankheitsbild?

Seit drei Tagen fühlte ich mich einfach grässlich. Mein Rücken schmerzte ungewöhnlich stark, ich war abgeschlagen und schleppte mich mühsam durch die Stunden. Es gab ansonsten keinerlei Grippesymptome und ich wusste nicht, was mit mir los war. Dann ging alles ganz schnell. Innerhalb von Sekunden sprossen brennende Bläschen, die extrem berührungsempfindlich waren, auf der linken Rückenseite.

Der Arzt stellte die eindeutige Diagnose: Herpes Zoster, zu Deutsch Gürtelrose.

Was ist das?

Grundsätzlich gibt es zwei große Gruppen von Herpesviren.

Herpes Simplex, das für die Entstehung von Fieberblasen und Genitalherpes verantwortlich ist, und das Varicella Zoster Virus, das zunächst Feuchtblattern verursacht. Nach vollbrachter Tat bleibt er gemeiner Weise in den Rückenmarksnerven und wartet auf eine Gelegenheit wieder hervorzubrechen. Tut er das schließlich, produziert er nicht mehr Feuchtblattern, sondern Gürtelrose. Jeder Nerv, der vom Rückenmark ausgeht, steht mit einem bestimmten Hautareal in Verbindung. Wird nun ein bestimmter Nerv durch das Zoster Virus infiziert, so entstehen die unguten Bläschen genau an der Stelle, die von diesem Nerv versorgt wird.

Mit welchen Symptomen zeigt sich die Gürtelrose?

Die Früherkennung ist schwierig, weil die ersten Anzeichen wie in meinem Falle sehr unspezifisch sind. Es können leichte Temperatur, allgemeines Krankheitsgefühl und unterschiedlich starke Nervenschmerzen auftreten. Erst wenn die quälenden Bläschen sichtbar sind, ist klar, worum es sich handelt. Zusätzlich schwellen meist die örtlichen Lymphknoten an. Die Bläschen entstehen oft nur auf einer Seite des Körpers, können sich aber auch „gürtelförmig“ um die Taille, im Gesicht, an Augen und Ohren, oder im extremen Fall am ganzen Körper ausbreiten.

Der Verlauf ist bei jedem Erkrankten unterschiedlich. In leichteren Fällen blassen sie nach einigen Tagen ab, verkrusten und verschwinden. In schwereren Fällen zieht sich dieser Prozess über einige Wochen.

Was ist die Ursache für das Auftreten der Gürtelrose?

Es gibt keine genaue Erklärung, warum die Varicella Viren oft jahrelang im Körper schlummern und dann plötzlich aktiv werden. Bewiesen ist nur, dass zum Zeitpunkt des Ausbruchs das Immunsystem aus irgendeinem Grund geschwächt ist. Das kann verschiedene Gründe haben. Dr. Werner Klöpfer, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie: „Grundsätzlich können körperliche Überlastung, Entzündungen, starke Übersäuerung, Störungen des Stoffwechsels, aber auch seelische Belastung dafür verantwortlich sein. In seltenen Fällen kann eine Gürtelrose auch auf ein Tumorgeschehen hinweisen.“

Ist das Herpesvirus einmal im Körper, bleibt es ein Leben lang. Fieberblasen und Genitalherpes sind ansteckend, die Gürtelrose nicht. Gefährlich ist sie vor allem für Neugeborene, die noch kein funktionierendes Immunsystem haben. Die Viren befallen dann unter Umständen nicht nur bestimmte Hautareale, sondern auch innere Organe.

In der Regel verläuft die Gürtelrose zwar unangenehm, aber meist ohne große Komplikationen. In Einzelfällen kommt es bei allgemeiner Immunschwäche oder Aidspatienten zu blutender Bläschenbildung. Etwas häufiger können neuralgische Schmerzen und Lähmungserscheinungen im Gesicht auftreten oder auch Nervenschmerzen lange nach Abblassen der Bläschen. Extrem selten sind Gehirnentzündungen.

Grundsätzlich kann jeder an Gürtelrose erkranken. Untersuchungen haben ergeben, dass über 90% (!) der Menschen über 14 Jahren das Virus im Blut haben. Ob und wann es hervorbricht, bleibt jedoch nach wie vor ein Geheimnis. Eine wichtige Tatsache wird von der traditionellen Medizin oft vernachlässigt:
Die relativ junge Wissenschaft Psychoneuroimmunologie hat in den letzten Jahren nachgewiesen, dass psychische Belastungen Krankheiten hervorrufen können. So ist es durchaus möglich, dass böse Varicella Viren, die jahrelang im Rückenmark ein mehr oder weniger friedliches Dasein fristen, unter seelischem Druck plötzlich beschließen, eine Gürtelrose auszulösen.

Der Heilpraktiker Joseph Neumayer schreibt in seinem Buch „Herpes und Gürtelrose natürlich behandeln“: „Diese Erkrankung weist auf starke innere Anspannung hin, die mit Abgrenzung zu tun hat. Sie fordert den Patienten auf, mehr zu den eigenen Gefühlen zu stehen. Die Haut ist mit 1,8 Quadratmeter Oberfläche neben der Lunge das größte Kontaktorgan des Menschen. Durch ihren Säureschutzmantel sorgt sie unter normalen Umständen dafür, dass keine Krankheitserreger in den Organismus eindringen können und die Körpertemperatur geregelt wird.

Sie bildet aber auch unsere Grenze zur Außenwelt. Ein Ausschlag der Haut wie bei der Gürtelrose ist immer Zeichen für eine seelische Situation, die „unter die Haut geht“. Das „brennende Verlangen“ aus der Haut zu fahren, wird zugunsten gesellschaftlicher Anpassung verdrängt.“

Die Gürtelrose tritt umso massiver auf, je mehr der Kranke versucht, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Und so „spricht“ das Symptom: Die Bläschen „brechen auf“ und verlagern den seelischen Aufruhr auf die körperliche Ebene.

Wenn Sie an Gürtelrose erkrankt sind, stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Welches Bedürfnis getraue ich mich nicht zu äußern?
  • Welche aktuelle Situation geht mir „unter die Haut“?
  • Gibt es wichtige Dinge in meinem Leben, die ich immer nur „durch die Blume“ ausdrücke?
  • Habe ich strenge Vorstellungen darüber, was sein darf und was nicht?
  • Die Bestsellerautorin Luise Hay berücksichtigt in ihrem Buch „Gesundheit für Körper und Seele“ noch einen anderen wichtigen Aspekt: den Glauben an Schuld und Strafe. Fragen Sie also auch, ob Sie meinen, etwas getan zu haben, mit dem Sie sich in irgendeiner Art „schuldig“ gemacht haben und wofür Sie nun Strafe befürchten. In meinem Falle war genau das die Frage aller Fragen. Als ich mich auf der psychischen Ebene mit dem bestimmten Thema auseinandergesetzt hatte, klangen die Symptome – verbunden mit guter komplementärmedizinischer Unterstützung- verblüffend rasch ab.
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Schul- und Komplementärmedizin haben unterschiedliche Angebote, die je nach Schwere der Symptome nützlich sind.
    Die Schulmedizin bietet folgende Therapien:

Virostatika
Das sind Medikamente, die das Virus auf unterschiedlichen Ebenen angreifen. Werden sie frühzeitig verabreicht, kann das den Krankheitsverlauf mildern

Salben
Die Bläschen werden mit verschiedenen Mixturen örtlich behandelt. Dadurch sollen sie austrocknen, damit weitere Infektionen verhindert werden

Schmerzmittel

Vitamin B Gaben,
die eventuelle Schädigungen der Nervenzellen beheben können

Bestimmte Enzyme
Sie bekämpfen Viren, Giftstoffe und Krebszellen

Auch die komplementäre Medizin hat ein umfassendes Angebot für Gürtelrosepatienten. Dr. Klöpfer bietet in seiner Traiskirchner Praxis auch komplementärmedizinische Methoden an, die Erleichterung bringen:
„Schnell helfen kann zum Beispiel die Neuraltherapie. Mit einer Injektion wird ein spezieller Nerv blockiert und die Schmerzen lassen nach.
Osteopathische Behandlungen können ebenfalls entsprechende Blockaden beseitigen.
Magnetfelder und Resonanztherapie sind eine gute Ergänzung und haben sich bewährt.
Außerdem arbeite ich mit der Atlastherapie.“ Das ist eine noch relativ unbekannte Methode, bei der man den Querfortsatz des ersten Halswirbels einem kurzen Impuls mit den Fingern aussetzt. Klingt brutal, wirkt aber regulierend und lindert Schmerzen.
Dr. Klöpfer arbeitet auch mit der „Applied Kinesiologie“, der „Mutter“ der kinesiologischen Methoden. Er ist einer der wenigen Europäer, die in dieser Disziplin ein amerikanisches Diplom besitzen.

Die Kinesiologie geht von dem Gedanken aus, dass jeder Muskel energetische Verbindung zu einem bestimmten Organ hat. Mit Muskeltests werden nun eventuelle Irritationen „abgefragt“. Bei der Gürtelrose bedeutet das: Wo liegt die zugrundeliegende Störung, die für das Auftreten der Krankheit verantwortlich ist und wie kann das Gleichgewicht wiederhergestellt werden?
Auch die Homöopathie kann helfen.

Bei der Gürtelrose ist es sehr wichtig, in jedem Fall einen Arzt zu konsultieren. Vermeiden Sie also auch bei Homöopathika Selbstbehandlung.

Große Unterstützung bietet die Akupunktur. Vor 5ooo Jahren kam der chinesische Kaiser Huang Ti zu der Erkenntnis, dass entlang der Hautoberfläche Energiebahnen verlaufen, durch die unsere Organe versorgt werden. Druck mit den Fingern oder Nadelstiche wirken ausgleichend auf den, aus der Balance geratenen, Bereich. Gerade bei Nervenschmerzen wirkt diese Methode wahre Wunder, wie ich aus eigenem Erleben bestätigen kann.

Fast 100 Prozent der Menschen haben das Varicella Virus im Blut. Wäre dieser Fiesling jedoch die alleinige Ursache für den Ausbruch der Gürtelrose, müssten logischerweise auch alle daran erkranken. Das ist nachweislich nicht der Fall. Wenn also nicht nur das Virus verantwortlich ist, was ist es dann? Es lohnt, sich darüber Gedanken zu machen, warum Ihr Immunsystem gerade jetzt zu schwach ist, um mit den Viren fertig zu werden. Klarerweise steht bei der Behandlung der Gürtelrose zunächst die Bekämpfung der unangenehmen Symptome im Vordergrund. Vergessen Sie aber trotzdem nicht auf Ihre Psyche. Es kann sehr entlastend sein, sich die möglichen seelischen Hintergründe für den Ausbruch der Erkrankung bewusst zu machen. Dann brauchen Sie nicht mehr „aus der Haut“ zu fahren und können dieses wichtige Organ ungestört die Arbeit machen lassen, für die es eigentlich vorgesehen ist.

Literatur:

Harland, U. Haustein:
„Herpes und Gürtelrose“,
Verlag Urania

Neumayer:
„Herpes und Gürtelrose natürlich behandeln“,
Knaur Verlag

Luise Hay:
„Gesundheit für Körper und Seele“,
Heyneverlag